Schadet zu langes Sitzen unserer Gesundheit?

| Lesezeit:

5 Minuten

Im Durchschnitt verbringen wir über 9 Stunden am Tag mit Sitzen – egal ob im Büro, zu Hause auf der Couch oder im Park. Doch was macht das mit unserer Gesundheit?

In einer Zeit, in der sich viele Menschen beruflich und privat immer häufiger in sitzender Position befinden, begeben wir uns auf eine Entdeckungsreise, die uns Antworten auf die drängende Frage liefert: Schadet zu langes Sitzen unserer Gesundheit wirklich? Von umfassenden Studien bis hin zu Expertenmeinungen – wir beleuchten die Risiken und bieten gleichzeitig praktische Lösungen an.



Gesundheitsrisiken durch langes Sitzen

Die Faktenlage ist beunruhigend: Krankenkassen warnen vor den Folgen, die mehr als vier Stunden Sitzen am Tag mit sich bringen können – ein Vergleich mit den Auswirkungen des Zigarettenrauchens wird gezogen. Weltweite Forschungen, an denen fast 800.000 Probanden teilnahmen, decken auf, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 147 Prozent und für Diabetes um 112 Prozent steigt, wenn wir zu lange sitzen.

Michael Richter, ein erfahrener Physiotherapeut und Schmerz-Experte, betont jedoch, dass man trotz der alarmierenden Zahlen nicht in Panik verfallen muss. Die Lösung sieht er in einer simplen, aber entscheidenden Verhaltensanpassung: Bewegung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt mindestens zweieinhalb Stunden moderater Aktivität pro Woche. So können bereits kurze Spaziergänge oder 45 Minuten intensiven Trainings pro Woche das Risiko mindern und zu einem gesunden Gleichgewicht führen.

Rückengesundheit und dynamisches Sitzen

Ein weiteres viel diskutiertes Thema ist der Einfluss des langen Sitzens auf unsere Rückengesundheit. Hier zeigt sich erneut, dass ein Mangel an Bewegung zu Beschwerden führen kann, besonders im Bereich des unteren Rückens. Dennoch besteht kein Grund zur Sorge, solange man für regelmäßige Bewegung sorgt, beispielsweise durch dynamisches Sitzen. Diese Methode, bei der man häufig die Sitzposition wechselt und den Körper bewusst bewegt, hält die Muskeln aktiv und fördert die Durchblutung. Eine solche Praxis kann langfristig Rückenproblemen vorbeugen.

Der Wechsel zwischen Sitzen und Stehen

Die Idee, dass der Wechsel zwischen Sitzen und Stehen während der Arbeit eine gesunde Alternative darstellt, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Sicher, kontinuierliches Stehen ist genauso wenig die Lösung wie permanentes Sitzen, da beides extreme Belastungen für den Körper darstellt. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Sitzen und Stehen, idealerweise im 30-Minuten-Takt, kann jedoch die Muskeln entlasten und gleichzeitig den Stoffwechsel ankurbeln.

Auch wenn der Vergleich zwischen Sitzen und Rauchen eine dramatische Perspektive bietet, zeigt sich, dass mit den richtigen Maßnahmen die Risiken deutlich gesenkt werden können. Die Schlüsselbotschaft lautet: Ein aktiver Lebensstil, in dem Bewegung bewusst in den Alltag integriert wird, kann die negativen Effekte langer Sitzphasen ausgleichen und zu einer insgesamt besseren Gesundheit führen.

Wie der moderne Lebensstil unser Wohlbefinden gefährdet

In den letzten Jahrzehnten hat die durchschnittliche tägliche Sitzzeit deutlich zugenommen, vor allem durch den Wandel in der Arbeitswelt. Viele Berufstätige verbringen den Großteil ihres Arbeitstages an einem Schreibtisch, vor einem Computer. Diese Entwicklung wird durch die zunehmende Digitalisierung und den Trend zum Home-Office noch verstärkt. Dabei überschreitet die Sitzzeit häufig die von Gesundheitsexperten als kritisch angesehene Marke von vier Stunden pro Tag bei weitem. Zusätzlich sinkt die körperliche Aktivität in der Freizeit, da moderne Unterhaltungsmedien wie Streaming-Dienste, soziale Netzwerke und Videospiele ebenfalls vorwiegend im Sitzen konsumiert werden. Dies hat nicht nur potenzielle Auswirkungen auf die körperliche, sondern auch auf die psychische Gesundheit, da Bewegungsmangel auch mit einem erhöhten Risiko für Depressionen und Angststörungen in Verbindung gebracht wird. Angesichts dieser Entwicklungen wird deutlich, wie wichtig ein bewusstes Management der eigenen Sitzzeit sowie die Integration regelmäßiger Bewegungsphasen in den Alltag sind, um den negativen Folgen des Sitzens entgegenzuwirken.

FAQs zum Thema

Wie viel Bewegung ist tatsächlich notwendig, um die negativen Effekte von langem Sitzen auszugleichen?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt für Erwachsene mindestens 150 Minuten moderate Aktivität pro Woche, um die gesundheitlichen Risiken, die mit langem Sitzen einhergehen, auszugleichen. Dies entspricht etwa zweieinhalb Stunden pro Woche, die durch Ausübung z.B. schnellen Gehens, Radfahren bei mäßiger Geschwindigkeit oder durch andere moderate körperliche Aktivitäten erreicht werden können. Für diejenigen, die wenig Zeit haben, wird vorgeschlagen, 75 Minuten intensives Training pro Woche zu absolvieren, wie schnelles Laufen, Schwimmen oder andere Sportarten, die das Herz-Kreislauf-System besonders fordern. Daher ist es wichtig, einen Weg zu finden, regelmäßige Bewegungen in den Alltag zu integrieren, um langfristig gesund zu bleiben.

Sind Stehschreibtische eine effektive Lösung gegen die Risiken des langen Sitzens?

Stehschreibtische können Teil einer effektiven Strategie sein, die negativen Auswirkungen von langem Sitzen zu verringern, sofern sie richtig genutzt werden. Sie fördern den Wechsel zwischen Stehen und Sitzen und ermöglichen somit eine dynamischere Arbeitsumgebung. Experten empfehlen, das Stehen und Sitzen im Verhältnis 1:1 zu praktizieren und alle 30 bis 60 Minuten die Position zu wechseln. Der Schlüssel zum Nutzen eines Stehschreibtisches liegt in der regelmäßigen Veränderung der Körperhaltung, um muskuläre Ermüdung und statische Belastungen zu vermeiden. Allerdings sollten Stehschreibtische nicht als Allheilmittel betrachtet werden; sie sind vielmehr ein Hilfsmittel, das in Kombination mit regelmäßiger körperlicher Aktivität und anderen gesunden Gewohnheiten den größten Nutzen bringt.

Welche einfachen Tipps gibt es, um auch am Arbeitsplatz aktiver zu sein?

WeUm am Arbeitsplatz aktiver zu sein, gibt es mehrere einfache Strategien, die in den Alltag integriert werden können. Erstens: Nutze jede Gelegenheit, um aufzustehen – sei es, um einen Anruf entgegenzunehmen, Daten auszudrucken oder zu einem Kollegen zu gehen anstatt eine E-Mail zu schicken. Zweitens: Integriere kurze Spaziergänge in deine Pausen. Selbst ein kurzer Spaziergang um das Büro oder im Freien kann die Durchblutung fördern und die Muskulatur aktivieren. Drittens: Nutze dynamische Sitzmöglichkeiten wie Sitzbälle oder Stehschreibtische, um deine Körperhaltung regelmäßig zu verändern und verschiedene Muskelgruppen zu beanspruchen. Auch einfache Dehnübungen oder leichte Bewegungsübungen am Platz können helfen, Verspannungen zu lösen und die Blutzirkulation zu verbessern.


Über unsere Autorin:


Mehr von fem.