Baby-Tipps für junge Mütter – heute wird geputzt!

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Sie wollen eine glückliche Mutter werden? Gar nicht so einfach. Autorin Henriette Kuhrt verrät auf fem-magazin.de in zehn Schritten wie Sie es hinbekommen.

Frau, müde vom putzen

Als Henriette Kuhrt (www.henriettekuhrt.de) Mutter wurde, bekam sie ein Baby und ein Leben, das sie niemals haben wollte: Statt als Reporterin durch die Welt zu flitzen, saß sie alleine mit einem Säugling zu Hause. Heute ist ihr Sohn zwei, sie ist zurück im Job und hat sogar Freizeit.

1. Kinderbetreuung! Kinderbetreuung! Kinderbetreuung!

Sobald Sie schwanger werden, beginnt die Jagd auf einen Krippenplatz, ein scheinbar hoffnungsloses Unterfangen. Es ist ekelhaft, aber Sie und Ihr Mann müssen jetzt paper pusher werden, dass heißt Vertreter staatlicher Institutionen volllabern, alle Ihre Rechte kennen, nicht lockerlassen, außerhalb der Sprechstunden vorbeikommen und bei der Kita-Leitung rumschleimen. Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn es heißt, Ihr Embryo sei auf Platz 43.000 der Warteliste der städtischen Kinderkrippe. Alle werdenden Eltern sind so panisch wie Sie, darum sind alle anderen Embryonen ebenfalls 4.300 Kinderkrippen gleichzeitig angemeldet und per Nachrückverfahren haben Sie meist noch eine Chance.

2. Ein Babysitter reicht nicht:

Ihre körperliche und geistige Gesundheit sind ein hohes Gut. Darum ist es wichtig, Sport zu treiben, ins Kino zu gehen, Freunde zu treffen, eine Verabredung mit dem eigenen Mann zu haben. Finden Sie unbedingt einen vertrauenswürdigen Babysitter und einen vertrauenswürdigen Ersatz. Yoga ist kein Luxus, und ein romantischer Abend mit dem Ehemann erst recht nicht.

3. Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass…

Alleinerziehende mit Kindern über drei Jahre Vollzeit arbeiten müssen. Das heißt: Halten Sie nach der Geburt an ihrem Job fest, als ginge es um ihr Leben. Denn es geht um Ihr Leben. Der Mann verdient mehr, er kann nicht Elternzeit nehmen, es lohnt sich für Sie finanziell nicht zu arbeiten? Mag sein, dass das im Moment stimmen mag. Aber trotzdem: Finden Sie so schnell wie möglich zu Ihrem Job zurück, denn Ihr Wert auf dem Arbeitsmarkt sinkt mit jedem Jahr Pause – und das können sich die allerwenigsten Frauen  auf lange Sicht leisten.

4. Das Kind ist da, und plötzlich…

sind Sie mit Menschen befreundet, mit denen man hauptsächlich gemeinsam hat, dass man ungefähr zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr ungeschützten Sex gehabt hat. Das ist heikel, birgt aber auch Chancen. Senken Sie Ihre Erwartungen, und glauben Sie bitte nicht, Sie und diese Mütter wären jetzt Kolleginnen. Ein paar nette Frauen findet man immer, und nach einem Jahr sitzen Sie mit ihrer erschöpften neuen Freundin auf der Parkbank, teilen sich pappige Bio-Dinkelkekse und sind froh, jemanden kennengelernt zu haben, der aus einem komplett anderen Leben in das ihre gestoßen ist.

5. Kinderkacka ist ein faszinierendes Thema

und in unserer Gesellschaft gibt es kaum noch Tabus. Trotzdem: Pssssst! Aber wenn man sich nicht komplett ins soziale Aus schießen möchte, denn behält man die aufregenden Details aus dem Verdauungsapparat seines Kindes für sich.

6. Vorsicht vor dem Wäscheständer!

Es tut mir leid, feministische Parolen aus den 70er-Jahren in einem Online-Frauenmagazin aus einem neuen Jahrtausend unterzubringen. Aber das Private ist leider immer noch politisch, und ich kenne keinen Mann, der die Hälfte der Hausarbeit übernimmt. Männer helfen mit, Männer kochen, Männer kaufen Essen ein, Männer bringen das Kind ins Bett. Aber zwischen HELFEN und HÄLFTE ist ein himmelweiter Unterschied, und man muss manchmal zur ungemütlichen Erbsenzählerin werden, um seinen Partner daran zu erinnern, dass Haushalt eine unvergütete Arbeit ohne Aufstiegschancen ist, die Zeit, Kraft und Nerven raubt und daher nicht automatisch Frauen überlassen werden sollte.

7. Putzen wie „ein Mann“

Nach der Geburt eines Kindes hat jede Familie ein Problem: der Haushaltskrempel steigt exponentiell an, und die Waschmaschine läuft auf Heavy Rotation. Okay. Da ich mich weigere, meinen Mann zu erziehen und auch nicht bereit bin neben meinem Beruf auch noch 80 Prozent der Hausarbeit zu leisten, habe ich mich für die schmerzfreieste Alternative entschieden: Mit dem Schmutz zu leben. Ist nicht schön, aber man kann seine Freunde auch im Café treffen  – dafür hat man ja Zeit, wenn man nicht ständig putzen muss. Und was ist für das Wohlbefinden wichtiger  – ein Gespräch mit der besten Freundin oder eine fusselfreie Wohnung?

8. Bitte reden Sie nicht schlecht über andere Mütter

Wir alles wissen, wie schwer es ist, als Mutter das  Leben zu leben, das man gerne hätte. Aber Frauen als schlechte oder unfähige Mütter zu diskreditieren oder sie als „Mausfrau am Herd“ oder „Latte Macchiato-Mütter“ zu beschimpfen, das ist ungefähr so hilfreich wie damals auf dem Pausenhof, als man das Mädchen, das jede Woche einen neuen Freund hatte, als „Schlampe“ bezeichnet hat. Beides sind Worte, um Frauen zu degradieren, weil sie nicht die Normen erfüllen, die die Gesellschaft an sie richtet  – und das ist ein sehr zweischneidiges Schwert. Wir sind heute älter, wir wissen, welche Rollen Frauen angeboten werden, und die Sache hat sich seit dem Pausenhof nicht gerade verbessert.

9. Muttermythos, nein danke!

Irgendwie hat sich in Deutschland das Ideal festgesetzt, ein Kleinkind brauche eine Mutter, die den ganzen Tag neben ihm sitzt und einen Vater, der den ganzen Tag im Büro abhängt. Natürlich ist schwer, sich von dem Gedanken zu verabschieden, das Kind ist nur bei einem selber am Allerallerbesten versorgt. Aber wer hat nicht die Erfahrung gemacht, dass das Weinen und Bein-Festhalten aufhört, sobald man das Haus verlässt – und plötzlich Oma, Papa, Babysitter oder die beste Freundin problemlos übernehmen? Es ist schwer, gegen vertraute Bilder im Kopf anzukämpfen, aber ich halte es für eine Errungenschaft der Emanzipation, kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ich in mein Büro gehe oder einfach nur alleine Zeit vertrödele.

10. Perfektion existiert nicht – denn…

dann wären Sie nicht nur die Einzige, sondern auch noch ziemlich langweilig. Kind hat eine Rotznase, der Kühlschrank ist leer, der Bauch voller Schokolade und von der Karriere ist im Moment auch nicht mehr viel in Sicht? Gehen Sie nicht zu hart mit sich ins Gericht – die einzige Frau, die vier Kinder, einen Superbody, eine Topkarriere, ein wildes Sexleben und einen Rockstar als Mann hat, heißt Heidi Klum. Und einen Menschen, den es als Lizenzfigur von Mattel gibt, braucht man sich nun wirklich nicht als Vorbild aussuchen.


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