Vor allem Depressionen: In diesem Beruf sind Beschäftigte am häufigsten krank

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Laut einer Analyse der Barmer Krankenversicherung für das Jahr 2023 zeigen Mitarbeiter in der Altenpflege deutschlandweit die höchste Krankheitsquote. Mit durchschnittlich fast 40 Fehltagen im letzten Jahr stehen die Herausforderungen und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter in der Pflegebranche im Vordergrund.

In einer jüngst durchgeführten Analyse der Barmer Krankenversicherung für das Jahr 2023, die der BILD-Zeitung vorliegt, wird aufgezeigt, dass insbesondere Beschäftigte in der Altenpflege gegenüber Angestellten aus allen anderen Berufsgruppen in Deutschland die höchsten Krankheitsquoten aufweisen. Dieser Befund wirft ein deutliches Licht auf die enormen physischen und psychischen Belastungen, denen die Pflegekräfte ausgesetzt sind. Mit durchschnittlich fast 40 Fehltagen im letzten Jahr stehen die Herausforderungen und die damit verbundenen Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter in der Pflegebranche im Vordergrund.

Hohe Fehlzeiten in der Altenpflege

Die Analyse der Barmer Krankenversicherung verdeutlicht einen alarmierenden Trend: Mit durchschnittlich 39,8 krankheitsbedingten Fehltagen pro Person im Jahr 2023 liegen die Beschäftigten in der Altenpflege weit über dem Durchschnitt von 24,3 Fehltagen, der für alle Berufsgruppen zusammengenommen ermittelt wurde. Dies entspricht einer um 64 Prozent höheren Abwesenheitsrate im Vergleich zu anderen Beschäftigten. Solche Zahlen rücken die spezifischen Belastungen, unter denen die Angestellten in der Pflege täglich arbeiten, ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Torsten Jakob, Pressesprecher der Barmer, bestätigt diese signifikante Diskrepanz und unterstreicht damit die Relevanz einer dringenden Auseinandersetzung mit den Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche.

Die Gründe für die hohe Krankheitsquote

Der Report führt aus, dass die Hauptursachen für die erhöhten Fehlzeiten in der Pflegebranche psychische Erkrankungen wie Depressionen sind, die allein für 9,22 Fehltage verantwortlich sind. Weiterhin spielen Muskel-Skelett-Erkrankungen (9,19 Tage), Atemwegserkrankungen (6 Tage) und physische Verletzungen (3,4 Tage) eine wesentliche Rolle. Diese Daten spiegeln die vielfältigen Belastungen wider, denen Pflegekräfte sowohl psychisch als auch körperlich ausgesetzt sind. Der hohe Anteil an Fehltagen durch psychische Erkrankungen insbesondere zeigt, dass der Berufsalltag in der Altenpflege nicht nur physisch herausfordernd, sondern auch emotional stark belastend ist, was den dringenden Bedarf an präventiven Maßnahmen und Unterstützung unterstreicht.

Mögliche Lösungsansätze

Um die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte zu verbessern, werden verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen. Dunja Kleiß, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Rheinland-Pfalz und im Saarland, hebt insbesondere die Bedeutung von planbaren und familienfreundlichen Arbeitszeiten hervor. Flexible und vorhersehbare Arbeitszeiten können dazu beitragen, die Work-Life-Balance der Beschäftigten zu verbessern und somit indirekt die psychische Belastung zu verringern. Darüber hinaus wird auf die Notwendigkeit verwiesen, dass Pflegedienste und Heime vermehrt in die Ausbildung investieren und Ausbildungsplätze für Pflegehilfskräfte schaffen sollten. Dies könnte nicht nur dazu beitragen, den Arbeitsdruck auf einzelne Pflegekräfte zu verteilen, sondern auch langfristig dem Fachkräftemangel in der Branche entgegenwirken.

Die Befunde der Barmer Krankenversicherung sind ein Weckruf für die Gesellschaft, sich intensiver mit den Arbeitsbedingungen in der Pflege auseinanderzusetzen und konkrete Schritte zur Verbesserung der Situation zu unternehmen. Die hohe Krankheitsquote in der Altenpflege ist ein deutliches Signal, dass die aktuellen Arbeitsbedingungen nicht nachhaltig sind und sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit der Beschäftigten gefährden. Es ist im Interesse aller Beteiligten – der Pflegekräfte selbst, der Pflegebedürftigen und der gesamten Gesellschaft – entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, die zu einer Verbesserung dieser kritischen Lage führen.

Herausforderungen in der Pflegebranche

Die Gesundheits- und Pflegebranche steht seit Jahren vor großen Herausforderungen. Der demografische Wandel in Deutschland führt zu einer stetig wachsenden Anzahl an pflegebedürftigen Menschen. Im Gegenzug dazu steht ein akuter Mangel an Fachkräften in der Pflege. Bereits im Jahr 2019 warnte der Deutsche Pflegerat vor einem dramatischen Fachkräftemangel, der sich in den folgenden Jahren weiter verschärft hat. Überdies hat die COVID-19-Pandemie die ohnehin schon angespannte Situation in der Altenpflege weiter belastet und die physischen wie psychischen Anforderungen an das Personal in einem nie dagewesenen Maße erhöht.

Speziell in der Altenpflege zeigt sich die Diskrepanz zwischen dem Bedarf an qualifizierter Pflege und den zur Verfügung stehenden Ressourcen besonders deutlich. Die Arbeitsbedingungen sind oft von personeller Unterbesetzung, hohen Arbeitsbelastungen sowie emotional fordernden Situationen geprägt. Diese Faktoren führen zu einer überdurchschnittlich hohen Burnout-Rate unter Pflegekräften und sind mitverantwortlich für den Fachkräftemangel in diesem Bereich. Parallel dazu steigt die Lebenserwartung der Bevölkerung kontinuierlich, was zu einer Zunahme chronischer und altersbedingter Erkrankungen führt. Die Bundesagentur für Arbeit hebt in ihren Berichten hervor, dass der Bedarf an Pflegekräften in den kommenden Jahren weiter steigen wird, was die Bedeutung effektiver Lösungen und Verbesserungen in der Pflegebranche unterstreicht.

FAQs zur Gesundheits- und Pflegebranche

Warum sind gerade in der Altenpflege die Krankheitsquoten so hoch?

Die hohen Krankheitsquoten in der Altenpflege lassen sich auf eine Vielzahl von Faktoren zurückführen. Zum einen sind die physischen Anforderungen in diesem Berufsfeld enorm. Die Pflegekräfte müssen häufig schwere Lasten heben und sind dabei einem hohen Risiko für Muskel-Skelett-Erkrankungen ausgesetzt. Zum anderen sind die emotionalen Belastungen durch den täglichen Umgang mit leidenden, oft sterbenden Menschen bedeutend. Dies kann zu psychischen Belastungen führen, die in Depressionen oder einem Burnout münden können. Zusätzlich verschärft der herrschende Fachkräftemangel die Situation, da dieser zu Überstunden und einer erhöhten Arbeitsdichte führt, was wiederum das Risiko für die Gesundheit der Pflegekräfte steigert.

Wie können planbare und familienfreundliche Arbeitszeiten die Situation verbessern?

Planbare und familienfreundliche Arbeitszeiten können signifikant zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Altenpflege beitragen. Durch eine bessere Planbarkeit der Arbeitszeiten können sich die Pflegekräfte besser auf ihre Arbeitseinsätze einstellen und ihre Freizeit sowie ihr Privatleben effektiver organisieren. Dies trägt zu einer erhöhten Work-Life-Balance und somit zu einer geringeren psychischen Belastung bei. Familienfreundliche Arbeitszeiten unterstützen zudem insbesondere Pflegekräfte mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert und die Zufriedenheit sowie die Gesundheit der Beschäftigten fördert.

Warum ist die Ausbildung von Pflegehilfskräften ein wichtiger Ansatzpunkt?

Die Ausbildung von Pflegehilfskräften ist ein entscheidender Ansatzpunkt, um dem Fachkräftemangel in der Altenpflege entgegenzuwirken. Durch die Erhöhung der Anzahl qualifizierter Arbeitskräfte können die Arbeitsbelastungen besser verteilt und die individuelle Arbeitsdichte reduziert werden. Dies führt nicht nur zu einer Entlastung des vorhandenen Personals, sondern verbessert auch die Qualität der Pflegeleistung für die Pflegebedürftigen. Ferner bietet die Ausbildung von Pflegehilfskräften Quereinsteigern und Interessierten ohne bisherige pflegerische Ausbildung die Möglichkeit, in diesen sozial wichtigen Berufszweig einzusteigen. Dadurch kann das Potential an Arbeitskräften erweitert und langfristig ein Beitrag zur Sicherung der Pflegequalität geleistet werden.


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