Endometriose: Forschungsgelder machen Hoffnung

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Die schmerzhafte, chronische Krankheit Endometriose betrifft viele Frauen. Neue Forschungsgelder bieten Hoffnung für eine bessere Diagnose und Behandlung der Betroffenen.

Anja Marie Scholz ist 25 und leidet seit vielen Jahren an Endometriose, einer chronischen Erkrankung im Unterleib. Mit 16 nahm sie Bauchschmerztabletten wie Smarties. Doch der Schmerz blieb. „Ich habe vor allem diese extrem starken Periodenschmerzen. Das Frustrierende ist immer, man hat das Gefühl, man kann gar nicht beschreiben, wie schlimm dieser Schmerz ist zu Außenstehenden. Es ist, als würde man ausgeweidet werden. Es ist wie Messerstiche. Man wird schwarz vor Augen, man weint, man verkrampft, liegt am Boden und kann gar nichts mehr machen.“

Die Gynäkologinnen, die Anja von da an bis zu ihrem 23. Lebensjahr aufsuchte, erklärten ihr, die Schmerzen seien ganz normal. Diese Behauptung kennen viele junge Frauen. Ihnen wird beigebracht, Unterleibsschmerzen sind normal, das ist halt so. Falsch, sagt Professor Schmaltheld, Direktorin der Frauenklinik am UKE in Hamburg. „Man müsste diese Schmerzen ernst nehmen. Das ist ein Symptom und Schmerz toleriert man ja auch in keiner anderen Erkrankung. Die Menstruation ist ja gar keine Erkrankung, das ist ein natürlicher Vorgang und der soll natürlich nicht wehtun.“

Diagnose Endometriose: Eine schmerzhafte Erfahrung

Eine Endometriose entsteht, wenn sich Gewebe, das der Gebärmutter Schleimhaut ähnelt, im Körper verirrt. Statt in der Gebärmutterhöhle befinden sich die Entzündungsherde zum Beispiel im Bauchraum, an den Eierstöcken, am Darm oder an der Blase. Die Folgen? Zysten, Entzündungen und starke Schmerzen. Nicht dagegen vorzugehen, kann zu Unfruchtbarkeit führen. Aber überhaupt eine Diagnose zu erhalten, ist schwierig.

„Man sieht es im Ultraschall nicht, im Moment ist die Diagnostik eigentlich auf der Anamnese, also wir fragen die Patienten, haben sie Schmerzen? Letztendlich muss man dann eine Bildgebung machen oder eben als letzten Schritt auch die Bauchspiegelung, um wirklich zu schauen, was ist im Bauch los, wo zeigt sich was.“

Anjas Kampf für eine bessere Behandlung

Auf Instagram informierte sich Anja immer mehr über Endometriose und hörte auf ihre Symptome. Sie bestand auf eine Überweisung zum Spezialisten. Einen Tag nach ihrem 24. Geburtstag wurde sie operiert. „Als ich im Krankenhausbett lag, im Aufruhrraum und die Diagnose gestellt bekommen habe nach der Operation, habe ich erstmal vor Freude geweint. Was eigentlich nicht so naheliegend ist bei so einer unheilbaren und schmerzhaften Krankheit, dass man sich so darüber freut, diese Diagnose zu bekommen. Aber der Leidensweg bis dahin und dieses Nicht-Ernst-genommen-werden und dieses ständigen, unerklärbaren Schmerzen und man sich so denkt, irgendwas ist mit mir nicht richtig.“

Neue Forschungsmittel und Hoffnung für Betroffene

Aber auch nach einer OP kann die Krankheit bisher nur mit Schmerzmitteln und Hormonen behandelt werden. Zur weiteren Erforschung von Endometriose hat der Bund daher zuletzt Mittel in Höhe von 5 Millionen Euro beschlossen. Außerdem macht ein neuer Speicheltest Hoffnung, der eine Diagnose ganz ohne OP liefern soll. Noch übernehmen die Krankenkassen die Kosten von knapp 800 Euro jedoch nicht. Zu neu, zu unerforscht, so der gemeinsame Bundesausschuss.

Doch nicht nur die Forschung brauche es, um gegen diese Krankheit anzugehen. Auch ein Umdenken müsse stattfinden. „Ich hoffe einfach, dass es enttabuisiert wird, dass nicht Frauen irgendwie zum Beispiel im Arbeitsplatz dafür stigmatisiert werden, dass sie eben nicht zur Arbeit kommen, weil sie Periodenschmerzen haben. Das kann nicht sein, das kann kein Problem sein. Wenn dieser Schmerz so schlimm ist, dann muss darauf eingegangen werden, dann muss es eben die Krankheitstage geben und da darf auch kein blöder Spruch gerissen werden, das kann nämlich richtig wehtun.“

Trotz OP, Hormone und Schmerztabletten geht Anjas Kampf gegen die Endometriose weiter. Eine unheilbare, chronische Erkrankung, die zwischen 10 und 15 Prozent aller Frauen betrifft.

Viele Frauen betroffen

Endometriose ist eine weit verbreitete Frauenkrankheit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sie auf ihrer Liste der 20 schmerzhaftesten Erkrankungen geführt.

Symptome der Endometriose

Die Symptome der Endometriose können starke Menstruationsschmerzen, chronische Beckenschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, unregelmäßige Blutungen, Müdigkeit, Blähungen, Verdauungsprobleme und Unfruchtbarkeit umfassen. Es ist wichtig zu beachten, dass die oben genannten Symptome Anzeichen einer Endometriose sein können, jedoch nicht zwangsläufig darauf hinweisen. Bei Verdacht auf Endometriose sollte immer ein qualifizierter Arzt konsultiert werden.


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