Beauty-Treatments für Kinder: Kindergeburtstag im Beauty-Spa

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Sechsjährige mit toupierten Haaren, Achtjährige, die eine Gesichtsmaske „total entspannend“ finden. Neuester US-Trend: Schönheitssalons für Kids.

Kind mit Beauty-Maske.

Sechsjährige mit toupierten Haaren, Achtjährige, die eine Gesichtsmaske „total entspannend“ finden. Neuester US-Trend: Schönheitssalons für Kids.


Erinnerst du dich noch an die „Little Miss Sunshine„-Wahl im gleichnamigen Kinofilm? Dutzende von herausgeputzten kleinen Mädchen in knappen Bikinis tanzen, singen oder produzieren sich anderweitig vor der Kamera. Einige haben die Haare in Dauerwellen gelegt, die meisten tragen eine dicke Puderschicht auf dem Gesicht und die kleinen Fingernägel glitzern in allen erdenklichen Rosatönen.
Was das deutsche Kinopublikum amüsierte, ist in Wirklichkeit eine recht delikate Angelegenheit. Nur wenige wissen, dass die betreffende Filmszenen mit Statisten besetzt waren, die tatsächlich der Welt der Kinder-Miss-Wahlen in den USA angehören. Nach Angaben der „Little Miss Sunshine“-Regisseurin Valerie Faris wurden die Mädchen von der Filmcrew „so gut wie überhaupt nicht mehr herausgeputzt„. Das übernahmen die Eltern: reine Routinemaßnahme. Genau wie die Auftritte der Kinder als aufreizende Mini-Lolitas.

Luxus-Treatment im rosa Bademantel

Wer das weiß, den kann der neueste Trend aus den USA kaum noch schocken: spezielle Spas und Beautyfarmen nur für Kinder. In rosaroten Bademänteln lassen sich die Kleinen ihre Haare legen, die Fingernägel bemalen und die Augen schminken. Wie wär’s mit einem „Glitz & Glam Make-up“ (ab 20 US-Dollar) nach dem „Chocolate Kiss Facial“ (je 30 Minuten 60 US-Dollar)? Oder hätte das kleine Mädchen vielleicht doch lieber sofort den kompletten „Princess-Look“ (75 US-Dollar)? In West-Hollywood hält der „Spa Di Da“-Kindersalon alle Angebote bereit, die nur vorstellbar sind.
Und auch die Franchise-Kinder-Spa-Kette „Sweet & Sassy“ macht in Nordamerika mächtig Furore: Bereits in 19 Bundesstaaten ist sie erfolgreich vertreten. Angebote wie der „Cutie Cut“ für unter Vierjährige oder eine „Additional Nail-Art“-Behandlung sind Standard und werden gut gebucht. Nicht zu vergessen der „Baby’s First Cut“ – die Kunden können schließlich gar nicht jung genug sein. Auch Geburtstage können die kleinen Beauty-Fans hier feiern. Wie wär’s mit einer Themenparty unter dem Motto „A Night On The Red Carpet“?

Trend mit gefährlichen Nebenwirkungen

Früh übt sich, was später ein lukrativer Kunde werden soll. Ob Schönheitsbhandlungen für die Kleinsten allerdings auch förderlich für deren Entwicklung sind, ist ziemlich unwahrscheinlich. In den USA hinterfragt allerdings kaum jemand den Trend. In Europa sieht das schon ein bisschen anders aus. Kinderpsychologen warnen vor regelmäßigen Besuchen im Kid’s-Spa. Eine extreme Fixierung auf das Äußere, Egozentrismus und gefährlicher Perfektionismus könnten die Folge sein. Ebenso bestehe die Gefahr, dass das „gepamperte“ Kind sich ohne Beauty-Treatment, Make-up und Prinzessinnen-Frisur einfach nicht mehr liebenswert finde.
Eltern, die ihre Kinder in Einrichtungen wie das „Spa Di Da“ oder „Sweet & Sassys“ schicken, sind häufig extrem ehrgeizig und würden aus ihrem Nachwuchs am liebsten gleich einen Hollywood-Star machen.

Light-Version in Deutschland

In Deutschland ist der Mini-Beauty-Boom noch nicht in diesen Ausmaßen angekommen. Ob das allerdings noch lange dauern wird, ist fraglich. Die „Spa Di Da“-Geschäftsführerin April Weiss hat bereits große Expansionspläne: New York, Chicago, San Francisco – und dann nach Großbritannien. Ob anschließend auch Europas Festland erschlossen wird?
Doch auch hierzulande können die Kleinsten schon wie Mami oder Papi in Wellness-Hotels relaxen. Immer mehr Anbieter setzen auf „kindgerechte Verwöhnprogramme“, um mehr Familien in Wellness-Einrichtungen zu locken. Während die Erwachsenen floaten und saunieren, kann sich der Nachwuchs bei einer Kindermassage oder im Schokosahne-Bad vom Alltagsstress erholen. Unterschied zu den bonbonfarbenen US-Salons: Die Kinder werden weder wie kleine Erwachsene geschminkt, noch wie Prinzessinnen hergerichtet. So weit ist es (noch) nicht.
Allerdings ist auch hier fraglich, ob schon Achtjährige Gesichtsmasken brauchen und massiert werden müssen. Schließlich benötigt Kinderhaut bei normaler Witterung gar keine spezielle Pflege – und Bewegung ist für die Kleinen immer noch die beste Methode, fit zu bleiben und den eigenen Körper richtig kennenzulernen.


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