Wenn der Kinderwunsch zur Belastung für die Beziehung wird

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Expertenrat: Ein unerfüllter Kinderwunsch kann die beste Partnerschaft belasten. Was kann man tun, wenn die Beziehung droht zu zerbrechen?

Die Kinderplanung kann eine Beziehung oft vor große Herausforderungen stellen.

In der Ratgeber-Kolumne auf fem-magazin.de stellen Leserinnen Beziehungsfragen  – unsere Paartherapeuten und Beziehungscoachs antworten.

Thema heute: „Zerstört der Kinderwunsch unsere Beziehung?“

„Mein Mann und ich versuchen seit einiger Zeit schon auf natürlichem Weg schwanger zu werden, aber bisher klappt es einfach nicht. Wir wollen wirklich unbedingt Eltern werden, aber ich habe mittlerweile das Gefühl, dass unser Kinderwunsch die Beziehung sehr belastet. Es geht bei uns nur noch um das eine Thema, wir streiten immer häufiger – oft nur wegen Kleinigkeiten –  und meistens sind wir nur noch voneinander genervt. Ich will nicht, dass unsere Ehe an dieser Aufgabe zerbricht, die unser Glück doch eigentlich perfekt machen sollte. Was kann ich tun, ohne unsere Pläne aufzugeben?“

Corinna, 30 Jahre

Die Experten-Antwort: Den Erfolgsdruck beim Kinderwunsch zur Seite schieben

„Liebe Corinna, mit ihrer Frage sprechen sie ganz bestimmt vielen anderen Paaren aus der Seele. Ein (bislang) unerfüllter Kinderwunsch kann eine Beziehung vor eine große Zerreißprobe stellen: die Partnerschaft leidet unter einem enormen Druck, alles scheint um das Thema Schwangerschaft zu kreisen, Sex bekommt den Charakter einer Pflichterfüllung und es fällt schwer, mit geeigneten Worten über das Thema zu sprechen. Paare haben in so einer Situation häufig auch das Gefühl, sich gegenseitig nicht richtig helfen zu können und fühlen sich somit doppelt einsam und verlassen. Ganz zu schweigen vom gesellschaftlichen Druck und den Fragen aus dem näheren Umfeld. Die Folge dieser Anspannung auf beiden Seiten ist dann oft Streit, Gereiztheit und das Gefühl, nicht verstanden zu werden.

Eine Auszeit entlastet und lenkt vom Kinderwunsch ab

Aber es gibt Wege, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Zunächst würde ich Ihnen beiden empfehlen, sich gemeinsam wieder die Dinge in Erinnerung zu rufen, die Sie als Paar verbinden – ganz unabhängig von Ihrem Kinderwunsch. Nehmen Sie sich eine Auszeit – auch gedanklich – und versuchen Sie so, den empfundenen Druck zu verringern. Entlastend kann hier auch wirken, zu dem Ergebnis zu kommen, dass das Lebensglück nicht alleine von einem erfüllten Kinderwunsch abhängen muss. Sollte es mit einer Schwangerschaft auch in Zukunft auf natürlichem Wege nicht funktionieren, dann können Sie die zahlreichen Hilfsangebote annehmen, die Beratung zu der Thematik anbieten. Inwieweit für Sie beide dann eine medizinische Unterstützung bei der Einleitung einer Schwangerschaft infrage kommt kann ich nicht beurteilen, aber die Möglichkeiten sind heutzutage sehr umfangreich und häufig auch erfolgreich. Bevor Sie sich aber damit auseinandersetzen, sollte der Fokus für Sie als Paar darauf liegen, die Situation zu entspannen und den Erfolgsdruck zur Seite zu schieben. Möglicherweise ergibt sich dann der Rest von selbst. Ich wünsche Ihnen beiden alles Gute!“

Markus Ernst

Markus Ernst, 45, ist Diplom-Psychologe, arbeitet als Coach bei der Online-Partneragentur Parship.de und hat eine eigene Praxis. Er verfügt über umfassende Kenntnisse in den Bereichen Partnersuche, Partnerwahl und Partnerschaft.


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